Projektidee
Das Konzept des grünen Klassenzimmers beinhaltet die Idee, dass Kinder fächerübergreifend und ganzheitlich viele Dinge im Garten, bzw. in der Natur lernen. Von naheliegender Biologie über Chemie, Physik, Deutsch und Mathe finden sich fast alle Fachbereiche unter freiem Himmel wieder.
⦁ Was soll gebaut werden?
Der Bau eines grünen Klassenzimmers soll unsere Schule und das Lernen hier bereichern. Sitzmöglichkeiten eventuell Holzstämme oder Sitzkreise aus Naturmaterialien, die in dem Bereich hinter dem Toilettenhaus aufgestellt werden könnten. Vier Hochbeete für einen Naschgarten (Radieschen, Gurken, Erbsen, Kräuter etc.) sind ebenfalls angedacht.
Eine Tafel wird zu dem Zweck an der Rückwand des Toilettenhauses angebracht werden. Es werden Sitzmöglichkeiten für bis zu 30 Schülerinnen und Schüler vorhanden sein.
Weitere Anschaffungen: Barfuß-Fühlparcours, Obstbäume, Bienenweide, Insektenhotel, eine Regentonne mit Zapfhahn, Kompostkasten, Gartengeräte in mehrfacher Ausfertigung.
⦁ Wer baut es?
Garten-& Landschaftsbau Hullmann
Flurstraße 48, 45899 Gelsenkirchen
⦁ Im Umgang mit der Natur Umweltbewusstsein vermitteln
Ein weiteres Ziel des grünen Klassenzimmers ist es, sich Wissen rund um den Umweltschutz anzueignen. Denn dafür muss das notwendige Bewusstsein überhaupt erst geschaffen werden. Das Erkennen ökologischer Zusammenhänge und eine kritische Auseinandersetzung mit Umweltproblemen außerhalb des Klassenzimmers sind für unser aller Zukunft relevant. Darüber hinaus wird die Aufnahmebereitschaft der Schüler gesteigert – Lernen macht dank des Ortswechsels plötzlich viel mehr Freude. Baumstamm-Sitze oder Sitzkreise aus Naturmaterialien unter freiem Himmel machen das möglich. Und das praktische Forschen und Recherchieren ist eine stimulierende Abwechslung. Dazu sind Insektenhotels geplant, die wir gemeinsam mit den Kindern bauen werden sowie Hochbeete mit Kräutergarten und Barfuß-Fühlparcours.
Soziale Aspekte im grünen Klassenzimmer
Es ist bekannt, dass bei schwerwiegenden Problemstellungen im Miteinander ein Ortswechsel, möglichst nach draußen, wahre Wunder vollbringen kann. Wenn man gemeinsam zupackt, ein Projekt auf die Beine stellen muss oder sich an der hart erarbeiteten Ernte erfreut, werden Konflikte leichter beseitigt – oder sie entstehen gar nicht erst. Selbst Schüler, die sich im Frontalunterricht in eine passive Haltung zurückziehen, können beim Werkeln mit Spaten und Schaufel, beim Säen und Gießen plötzlich eine ganz neue, motivierte Haltung an den Tag legen und die Frustration des Schulalltags im wahrsten Sinn begraben.
Mit allen Sinnen die Natur entdecken
Übergewicht, Ungelenkigkeit und zu wenig Bewegung – das sind Defizite unserer Zeit. Genau aus diesem Grund ist das Spielen im Freien für Kinder wichtiger denn je. Hier schärfen die Kleinen ihre Sinne und öffnen ihren Verstand. Beim Klettern beispielsweise müssen Kinder ihre Augen, Hände und Füße koordinieren. Allein ein Spaziergang durch den Wald ist eine Erlebnistour für die Sinne. Hier gibt es allerlei Bäume und Sträucher zu entdecken, während die Ohren das Vogelgezwitscher empfangen. Hinzu kommen die aufregenden Düfte von Nadelbäumen, frischem Gras & Co. In der Natur stehen alle Sinne auf Empfang. Durch regelmäßige Naturerfahrungen werden schon kleine Kinder aktiv, trainieren ihre Geschicklichkeit und fördern dazu ihre Sinneswahrnehmungen. Auch das Immunsystem profitiert vom Aufenthalt im Freien. Übrigens auch das von uns Erwachsenen.
Wie Natur erleben die Fähigkeit zu lernen stärkt
Hirnforscher und Autor Prof. Dr. Gerald Hüther sieht ein großes Defizit in der Art und Zeit, die Kinder in der Natur verbringen. Der Neurobiologe sieht die Natur als einen idealen, lebendigen Entwicklungsraum für Kinder an. Die Natur überlässt es den Kinder Risiken abzuwägen und Spielentscheidungen zu treffen. Platz zum Toben und Bewegen gibt es genug. Eine Altersempfehlung gibt es nicht! Welche Bedeutung Kastanien, Äste oder Tannenzapfen im Spiel erlangen? Auch hier gibt es keine Vorgaben. Und das ist auch gut so! Denn jede gemeisterte Herausforderung und jede kreative Idee schüttet im Belohnungszentrum des Gehirns gewisse Botenstoffe aus. Und diese vermitteln ein gutes Gefühl. Die Motivation steigt und Nervenzellen werden zur stärkeren Vernetzung angeregt. So lernen Kinder von ganz allein!
Das Beste: Diese „Erfolgsmomente“ wecken in Kindern einen inneren Antrieb. Sie möchten sich und ihre Ideen weiter ausprobieren, neues schaffen, kurz, etwas bewirken. Und das alles kann Spiel im Freien!
Kreativität entfalten – mit Naturerfahrungen
Die Natur ist die größte Inspirationsquelle für Kinder. Hier können die Kleinen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Während viele Spielsachen den Spielverlauf vorgeben, sind in der Natur alle Möglichkeiten offen. Holz, Blumen, Sand, Steine, Wasser oder Erde – hier können Kinder die unterschiedlichsten Materialien, Formen und Gegenstände entdecken oder miteinander kombinieren. Aus Blättern und Matsch kann eine Suppe gebraut werden und das Stöckchen wird zum Schwert umfunktioniert. Auf die Kleinen warten allerlei aufregende Naturerfahrungen. Die Kreativität entwickelt sich dabei ganz von alleine.
Stressabbau im Freien – Selbstsicherheit gewinnen
Bereits Kinder haben heutzutage mit einem immer stärkeren Druck zu kämpfen. Der richtige Ausgleich ist deswegen unerlässlich. Die Ruhe der Natur trägt zum Stressabbau bei und lässt die Anspannung des Alltags abklingen. Alleine die zahlreichen Farben und Lichtspiele der Blumen, Bäume und Sträucher wirken entspannend auf die Seele. Kinder, die regelmäßig im Freien spielen, haben nachweislich seltener mit Angststör ungen oder Depressionen zu kämpfen. Zudem können Naturerfahrungen das Selbstbewusstsein steigern, da jedes Kind selbst entscheiden muss, welcher Herausforderung es sich stellen will. „Traue ich mich auf diesen Baum zu klettern? Wie hoch wage ich mich nach oben? Schaffe ich den Sprung über dieses Bächlein?“ Hier muss der Nachwuchs das Risiko selbst abwägen und lernt die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen. Gemeisterte Herausforderungen motivieren zu neuen und die Motorik sowie Selbstsicherheit verbessern sich wie von selbst. Eben „spielend“!
Deutsch als Zweitsprache im grünen Klassenzimmer
Unser alljährliches Herbst-Projekt der Internationalen Förderklasse könnte nun im grünen Klassenzimmer stattfinden und das DaZ-Lernen unterstützen. Vom Lernen mit allen Sinnen profitieren die Deutsch lernenden Kinder insbesondere. Von der Wortschatzerweiterung, der Festigung grammatikalischer Strukturen über Ausspracheförderung und Sachwissen sowie Allgemeinbildung hinaus gehen die Lernmöglichkeiten im grünen Klassenzimmer.