„Mein Körper gehört mir!“ Sexueller Missbrauch: Kinder lernen, Nein zu sagen
Die Grundschule am Lanferbach sensibilisiert ihre Dritt- und Viertklässler mit einem interaktiven Präventionsprogramm, möglichen sexuellen Missbrauch zu erkennen und sich davor zu schützen.
Zwei Schauspieler der gemeinnützigen „theaterpädagogischen werkstatt“ (tpw) aus Osnabrück führten in den dritten und vierten Schulklassen Rollenspiele vor: Situationen im Bus, beim Sporttraining, aber auch in der eigenen Familie oder im Internet-Chat – überall können Kinder Gefahr laufen, Opfer sexueller Nötigung oder Missbrauchs durch Erwachsene zu werden. Oft beginnt es mit einer scheinbar harmlosen Berührung. Doch wie können Kinder erkennen, wann eine Grenze überschritten wird? Dabei hilft das interaktive Präventionsprogramm „Mein Körper gehört mir!“ der tpw, welches das wichtige Thema sexueller Missbrauch kindgerecht nahe bringt.
Gebannt verfolgten die Schülerinnen und Schüler der Grundschule am Lanferbach den verschiedenen Vorführungen im Schulraum. Immer wieder bezogen die beiden Darsteller die Kinder mit ein, es wurde diskutiert und trotz der ernsten Inhalte auch gesungen und gelacht – an jeweils drei Vormittagen pro Klasse. So wurden die Dritt- und Viertklässler nachhaltig sensibilisiert, die Grenzen zu erkennen, die niemand ihnen gegenüber überschreiten darf. „Wenn wir ein Ja-Gefühl haben, können wir Ja sagen, wenn wir ein Nein-Gefühl haben, können wir Nein sagen. Es gibt Berührungen, die wir nicht wollen.“ Davon und wie man auf sie reagiert, handelten die Spiel- und Interaktionsszenen.
So wurde den Kindern erklärt, was sexueller Missbrauch ist. Je besser Kinder informiert sind und ihre eigenen Wahrnehmungen und Gefühle einschätzen können, desto besser sind sie geschützt. Sie werden aufgefordert, ihren Gefühlen zu trauen. Sie erfahren, dass jeder das Recht hat, „Nein!“ zu sagen, wenn eine Berührung unangenehm ist. Doch wichtig ist nicht nur, eine Situation richtig einzuschätzen, sondern im Notfall entsprechend zu reagieren. Weiß immer jemand, wo ich bin? Wo bekomme ich schnell Hilfe, wenn ich sie brauche? Wem in Familie, Schule oder Verein kann ich mich anvertrauen, wenn etwas nicht stimmt?
Mit ihrem Präventionsprogramm gegen sexuelle Gewalt ist die tpw seit 1994 an Schulen im Bundesgebiet zu Gast. Die nachhaltig präventive Wirkung wurde durch Untersuchungen der Universitäten Düsseldorf und Frankfurt bestätigt. Schülerinnen und Schüler, die an dem Programm teilgenommen haben, waren deutlich besser über sexuellen Missbrauch informiert und hatten mehr Handlungsoptionen für kritische Situationen als Kinder der Kontrollgruppen. Auch die Dritt- und Viertklässler der Grundschule am Lanferbach sind nun besser gegen solche Gefahren gefeit.
3 Fragen und die „Nummer gegen Kummer“ für die Hand der Kinder